„Ich bin gegen ein Qualitätssiegel, weil es Nachwuchsautoren keine Chance gibt!“ [Kolumne]

Von Stefanie Maucher

Das war die Kernaussage einer Leserin, die sich Qindie-kritisch äußerte, nachdem sie ein noch sehr fehlerbehaftetes Indiebuch begeisterte, das darum unsere Kriterien, trotz großartigem Inhalt und toller Schreibweise, nicht erfüllen würde. Im Zusammenhang bemängelte sie Kontrolle und Ausschluss, die mit unserem Logo einhergehen.

Carl Spitzweg [Public domain or Public domain], via Wikimedia Commons

Darum ein Wort zu “jungen Autoren”. Dazu zähle ich mich ebenfalls, nur eben nicht zu den chancenlosen. Schließlich habe ich es in Rekordzeit geschafft, mich halbwegs zu etablieren. 2012 gewann ich mehrere Wettbewerbe, veröffentlichte mein erstes Verlagsbuch und mein neuer Thriller, ein Qindiebuch, verkauft sich sehr gut.

DAVOR jedoch veröffentlichte ich mein Erstlingswerk. Ein Buch, das amüsant und originell ist, aber weder das Cover, noch der Inhalt erfüllen den Standard, den ich mir inzwischen selbst zur Pflicht mache.

Woran lag das?

Ich würde sagen, es lag an einer Mischung aus mangelnder Erfahrung und übertriebenem Stolz aufs erste selbstgeschriebene Buch. Die Veröffentlichung war sicher wohlmeinend. Ich war überzeugt, der Leser bekäme ein erstklassiges Buch, denn schließlich war ich selbst sehr begeistert davon.

Aber erfüllte ich diesen Anspruch rundum? Nein! Schon damals hatte ich das Gefühl, ich könnte noch viel mehr aus meinem Text herausholen, wenn ich ein wenig professionelle Hilfe hätte. Aber an der mangelte es nun mal. Trotzdem wollte ich mein Buch natürlich unbedingt veröffentlichen und da das heutzutage wirklich einfach geht, habe ich es eben getan. So richtig zufriedengestellt hat mich das Resultat aber selbst nicht. Wie also kann ich erwarten, dass ein Leser, der dafür Geld bezahlt, rundum glücklich damit ist?

Als lernfähiger Mensch mit ernsthaften Ambitionen entwickelte ich mich weiter. Ich nahm an einer großen Ausschreibung mehrerer Verlage teil, landete mit einer Krimi-Kurzgeschichte auf Platz Drei. Danach kamen gleich mehrere Vertragsangebote. Ich hatte das Vergnügen, mit Timothy Sonderhüsken, der ein alter Verlagshase ist, zu arbeiten. Ein Lektor, der mich mit Leidenschaft förderte und mir half, professioneller zu werden. So habe ich schnell gelernt, dass zu einem guten Buch noch weit mehr gehört, als es nur zu schreiben und irgendwie in ein Ebook-Format zu bringen. Womöglich sogar mit dem Gedanken: “Ist doch nicht schlimm, wenn noch ein paar Fehlerchen drin sind.” Dankt diesem Mann, denn ohne ihn, meine Lieben, würde ich nun den Markt fluten (!), mit nur halbleserlichem Zeug, das in seiner Idee sicher originell wäre, aber in der Ausführung grottig.

Ich denke, so wie mir geht es vielen Anfängern im Geschäft. Nur bleibt bei den meisten davon der Erfolg auf der Strecke.

Natürlich hat die Leserin Recht, die feststellte, das Buch dieses Autors würde in unserer Qualitätsprüfung durchfallen. Doch die angestrebte bessere Vernetzung, mit Lektoren, Grafikern, Buchschaffenden aus anderen Bereichen, wird allen Autoren angeboten, auch jenen, die wir nicht durchwinken. Unser öffentliches Forum ist, wie der Name schon sagt, offen für alle. Eine gemeinsame Plattform für Indie-Autoren, andere Buchschaffende und Leser, auf der man auch Hilfe in Bereichen finden kann, in denen es eben noch hakt. Noch stehen wir ganz am Anfang, doch ich bin mir sicher, schon bald wird man sehr Vieles, was für einen Autor nützlich sein kann, bei uns finden. Tipps, Rat und Antworten auf Fragen, die zu stellen man sich ruhig trauen darf, auch wenn das Logo auf dem Buchdeckel noch fehlt. Damit hoffen wir, es auch hoffnungsvollem Nachwuchs einfacher zu machen, sich zu entwickeln und dem Standard gerecht zu werden, den wir uns doch alle wünschen. Oder dabei, überhaupt erst ein Bewusstsein dafür zu entwickeln.

Darüber hinaus feilen wir an einem Konzept für Plot-Werkstätten. Mit gemeinsamem Know-how, in kleinen Grüppchen, möchten wir einander helfen, Probleme zu lösen, die während des Schreibprozesses auftauchen. Damit könnte man ein wenig kompensieren, was normalerweise ein Lektor während der Entstehung eines Buches für den Autor leistet: einander mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.

Die Qindies sind ein bunter, kreativer Haufen, voll Tatendrang und toller Ideen. Ich würde mich sehr freuen, wenn man unsere Intentionen weniger negativ auffassen würde. Natürlich hat mancher junge Nachwuchsautor (so er einen bestimmten Standard unterschreitet wie ich selbst im ersten Anlauf) zuerst mal eine Absage von uns zu befürchten. Aber er hat auch die Chance, sich zu verbessern und es in einem zweiten Anlauf zum Qindie zu schaffen.

Es gab bereits einen Fall, in dem wir das Potential der Bewerberin sahen, das Buch aber noch nicht die Erwartungen erfüllte. Wir sprachen darüber und ich war erstaunt, wie realistisch sie sich selbst sah. Sie war weder überrascht, noch verwundert oder sauer, als ich ihr sagte, dass man ihr Buch so noch nicht durchwinken könne. Dem schloss sich dann ein langer Chat an, in dem ich ihr einige Ratschläge geben konnte, von denen sie selbst sagte, sie hätten ihr bei der Überarbeitung sehr geholfen. Inzwischen lud sie eine neue Fassung ihres Erstlings hoch, dem schon eine deutliche Verbesserung anzumerken war. Noch ein Korrekturlauf und etwas Feinschliff und das Buch ist reif fürs „Q“.

Nun ist es doch so, dass eigentlich alle Bücher diese diversen Durchläufe benötigen, bis sie fertig und rund sind. Und da liegt einer der großen Unterschiede zwischen Verlagsbüchern und einigen Indiebüchern. Bei Indies findet dieser Prozess manchmal, vom rohen Manuskript bis hin zum wirklich lesbaren Buch, öffentlich statt. Das ist nicht gerade professionell. Gerade anfangs hat man viel guten Willen, aber womöglich fehlt noch das Bewusstsein dafür, dass man weder sich noch anderen einen Gefallen damit tut, wenn man qualitative Abstriche macht. Oder es fehlt schlicht am Know-how.

Da kann Qindie hilfreich sein, sensibilisieren und dabei helfen, die richtigen Partner oder andere Lösungen für bestehende Probleme zu finden. Den Anfängern, aber auch jenen, die bereits einen guten Job machen, sich aber weiter perfektionieren möchten.

Stefanie Maucher

10 Replies to “„Ich bin gegen ein Qualitätssiegel, weil es Nachwuchsautoren keine Chance gibt!“ [Kolumne]”

  1. Ruprecht Frieling

    Kritik ist das hauchdünne Drahtseil zwischen Autor und Publikum. Darüber zu laufen, ist nicht jedermanns Sache. Wer es aber wagt und an seinem Auftritt feilt, um das Bestmögliche herauszuholen, der gewinnt … und sei es ein »Q«.

  2. Wolfgang Schwerdt

    Stefanie, ein sehr nützlicher Beitrag. Ich denke, dass es tatsächlich wichtig ist, zu kommunizieren, dass es bei dem Q wirklich um handwerkliche Qualität und das Signal geht, dass sich der innehabende Autor zu eben dieser hingezogen fühlt. Ob dadurch die Verkaufszahlen für das jeweilige Buch steigen, steht auf einem ganz anderen Blatt – dafür ist nach wie vor jeder selbst mit seinem Marketing verantwortlich. Und ein Q auf seinem Cover führt überhaupt noch nicht in die Sichtbarkeit bei Amazon. Als selbstpublizierender Autor kann ich aber mein Produkt guten Gewissens und auf Augenhöhe mit der immer unterstellten Verlagsqualität (da, wo sie existiert, bin ich überigens ein eingefleischter Fan von dieser!) auf den Markt schmeißen und mir bei meinem Marketing diese elendige Vergleichsdiskussion sparen. Und je „neuer“ ich auf dem Markt bin, um so mehr hilft mir das. Für etablierte Autoren, deren Qualitätsruf ihnen ohnehin schon vorauseilt (ob immer gerechtfertigt oder auch nicht, mag dahingestellt bleiben), ist das Q sicherlich nicht so wichtig, wie gerade für Nachwuchsautoren im Selfpublishing. Und da diese Möglichkeit, an der handwerklichen Qualität des Werkes zu arbeiten bei Qindie tatsächlich allen Autoren offensteht, empfinde ich diese Initiative vor allem als Chance für Nachwuchsautoren. Das wäre sicherlich anders, wenn es sich bei Qindie um einen elitären Vermarktungsclub handeln würde. Und immerhin, lohnt es sich vor diesem Hintergrund genau hinzuschauen. Qindie nennt sich nicht Autorenkollektiv, sondern Autorenkorrektiv! Und für Nachwuchsautoren – so sehe ich das jedenfalls – sind die „etablierten“ oder besser erfahrenen Qindies von unschätzbarem Wert für die eigene Entwicklung. Dass auch „Publikationsprofis“ immer dazu lernen können (und müssen), versteht sich von selbst.

  3. Sandra

    Hi,
    also ich für meinen Teil finde die Idee super.
    Noch bin ich nicht in der Phase es als Selfpublisher zu versuchen. Aber sollte es soweit sein, hoffe ich eine Art Quali-Siegel zu erhalten, der mein Werk als würdig kennzeichnet.

    Was genau war denn das Problem der „Kritikerin“? Warum ist sie gegen ein Quali-Siegel???

    Lg

    Sandra 😉

  4. rumgeFunkel

    Mir gefällt die Idee sehr gut.
    Autoren, die kein Q-Siegel erhalten, können es als Chance sehen und ihr Werk neu bearbeiten.

  5. Monika Jaedig

    Liebe Stefanie
    Habe das Q auch knapp verpasst. Euer Feedback hilft mir einzuschätzen wo ich stehe. Ich bin voll motiviert und nutze die Chance, meinen Text zu verbessern. Schreiben lernen ist nun mal ein langer Prozess – Schritt für Schritt, braucht Geduld und Spucke.

  6. Maraike

    Ja und die, die sich eurem Quatsch gar nicht erst beugen wollen und ihr Manuskript nicht zur Prüfung von euch einschicken und daher auf das Q verzichten, kommen für den Leser automatisch in die Schublade: Hat kein Q, also ist es mist.

    Mit eurer dummen Idee verletzt ihr höchstens Autoren die nicht mit jedem Trend mitgehen wollen und habt euch selbst das Recht gegeben, beurteilen zu können, was ein gutes Buch ist und was nicht – und dem dann einen Stempel aufzudrücken ( oder nicht ).
    Ich bin kein Indieautor, aber ich finde es schade dass mal wieder eine klare Linie gezogen wird – hier nämlich zwischen denen mit und denen ohne das Q. Jeder Leser kann für sich selbst entscheiden ob ein Buch gut ist oder nicht. Dazu brauch er keinen unqualitfizierten Stempel Und wenn er nicht weiß ob er das Buch kaufen soll weil er nicht weiß ob es gut ist oder nicht – dazu gibt es Rezensionen und Leseproben!

    Und dann noch dieses Rumgemotze in FB Foren und anderen seiten von Stefani, wenn die Quindieidee mal nicht so gut ankommt. Du solltest vielleicht lernen mal öfter durchzuatmen oder das Kommentieren und Reagieren komplett deinen Kollegen überlassen!

  7. Stefanie Maucher

    Liebe Maraike,

    es gibt einen Unterschied zwischen einer sachlichen Diskussion -das ist es, was ich in Facebook-Foren führe – und „dummem Rumgemotze“. Dein eigener Beiträg ist in meinen Augen ein schönes Beispiel für Letzteres.

    Jene, die sich unserem „Quatsch nicht beugen“ möchten, die müssen das doch gar nicht, sondern sie können weiter das tun, was Indies sonst doch auch machen: Sich eben alleine auf den Markt stellen, ohne irgendeine Art von Verlag, qualitätssichernder Organisation o.ä. Andere, die einen Sinn darin sehen, sich zusammen zu organisieren und sich gemeinsam zu labeln, wie wir es mit dem „Q“ tun, die sollen aber bitteschön genauso die individuelle Freiheit haben, sich eben für sowas zu entscheiden.

    Schubladendenken wird bewiesen mit Sätzen wie diesem: „Bücher ohne Q kommen für den Leser automatisch in die Schublade: Hat kein Q, also ist es Mist.“ Doch diesen Satz schrieb nicht ich, sondern du.

    Wir fördern dieses Schubladendenken nicht und ich habe schon oft richtiggestellt, dass wir andere Bücher nicht abwerten, nicht behaupten, es gäbe keine guten Indies, die sich nicht für Qindie entschieden hätten… Wir tun uns freiwillig zusammen um zu zeigen: „Schaut, bei uns findet ihr qualitativ gute, lesbare Bücher“. Aber es ist doch unbestritten, dass man gute Bücher an mehr als nur einer Stelle auf der Welt/im Web finden kann. Woher der seltsame Umkehrschluß kommt, wir würden behaupten, alle Bücher ohne „Q“ wären Mist, ist mir schleierhaft. Wir behaupten lediglich: „Bücher mit „Q“ sind lesbar und gut gemacht“.

    Vielleicht war es eine dumme Idee, dir, trotz deines Ratschlags tief durchzuatmen, zu antworten. Aber so ist es eben: Manche lernens nie.

  8. Bianka Brack

    Ich denke das ein Qualitätssiegel nötig ist. Auch der Austausch der Autoren untereinander, ist schon mal ein Anfang. Zumindest kann es helfen seine eigene Handwerkskunst zu verbessern. Und die Qualität seines Werkes zu steigern. Mir ist es wichtig das Indies mit Qualität überzeugen und den Verlagen mal Paroli bieten können.

  9. Lena

    Ein guter Weg, zu einer besseren Qualität zu kommen, wäre, sich mal mit den Grundregeln der deutschen Sprache auseinander zu setzen.

  10. Lena

    Es ist im Grunde marginal, aber es gibt einen kleinen Unterschied zwischen Rezession und Rezension – aber die Idee, für die Buchbesprechungen Geld zu nehmen, finde ich großartig. Wir sollten sofort eine Vereinigung gründen und eine Website online schalten. Und Qindie zum Partner machen, denn da kommen ja ganz viele her.