Wir bitten zum Qinterview: Margot S. Baumann

QinterviewMargot stellt sich auf ihrer Autorenseite bei Qindie selbst folgendermaßen vor:

Margot S. Baumann, Jahrgang 1964, lebt und arbeitet in der Schweiz. Nach zahlreichen Veröffentlichungen im Bereich Lyrik wechselte sie 2008 zum Romanschreiben. Für ihre Werke erhielt sie nationale und internationale Preise. Sie ist Mitglied des Berner Schriftstellervereins, mag raue Küsten und träumt von einem Cottage am Meer.

Margot S. Baumann - De Luca Productions

 

Liebe Margot,

nun ist es soweit, dein erstes Qinterview steht dir bevor. Wir freuen uns auf deine kreativen und spannenden Antworten. Lass’ dir ruhig etwas einfallen, um die Leser zu unterhalten. Vielleicht magst du z.B. die Fragen im Stile deiner Geschichten, Romane oder Gedichte beantworten? Und hier sind die Fragen:


Wer bist du und was machst du in puncto Self-Publishing?  

Wir sind bloß alte Kinder,
die durch die Straßen ziehn
und die mit dem Zylinder
vor jedem Narren knien.

Und jetzt etwas weniger schwermütig: Ich heisse Margot S. Baumann, bin 1964 geboren, lebe in der Schweiz und schreibe Lyrik und Prosa. In den letzten Jahren vermehrt Romane in den Sparten Psychothriller, Mystery, Familiengeheimnisse, Liebe und Abenteuer.

Im Selfpublishing habe ich meinen Psychothriller „memento mori!“ als E-Book veröffentlicht; „Rigantona“ eine Schottland-Geschichte und zu guter Letzt meinen Gedichte-Band „Heut war mir so …“, quasi ein Best-of meiner poetischen Jahre.


Was hat dich dazu bewogen, deine Bücher selbst zu veröffentlichen?

Von meinen Psychothriller gab es, als die Rechte wieder an mich zurückfielen, noch kein E-Book, daher habe ich das selbst erstellt. Die Schottland-Geschichte habe ich über neobooks als E-Book veröffentlicht, weil es von ihr ebenfalls „nur“ eine Print-Ausgabe gab, und weil ich im Beta-Programm war, als diese Plattform erstellt wurde. Und um einen Verlag zu finden, der Gedichte ins Programm nimmt, braucht man sehr viel Glück, da bleibt einem meist wirklich nur der Selbstverlag.


Wie sind deine bisherigen Erfahrungen mit Self-Publishing?

Durchwegs positive. Es ist eine ziemlich interessante Sache, ein eigenes E-Book herzustellen. Fotos zu suchen, ein Cover zu basteln, den Text so zu formatieren, dass er auf einem Reader gut lesbar ist, selbst die Werbetrommel zu rühren etc. Das sind alles Dinge, die sonst der Verlag übernimmt. Diese Erfahrungen waren sehr bereichernd. Es ist immer von Vorteil, auch mal die „andere Seite“ kennenzulernen. Meine Hochachtung gilt ab sofort allen Layoutern, Setzern, Lektoren, Korrektoren und Werbeleuten.

Des Weiteren ist es echt cool, Titel, Cover etc. selbst zu bestimmen.


Was findest du beim Self-Publishing problematisch?

Eigentlich Dasselbe, was ich oben als positiv angeführt habe. Klingt irgendwie paradox, ich weiß. Ich kann natürlich nur für mich sprechen, und andere machen das vermutlich mit Links, aber ich habe sehr viel Zeit – von der ich sowieso immer zu wenig habe – in diese E-Books investiert. Und manchmal habe ich mich dann gefragt, ob es nicht besser wäre, diese Stunden für neue Projekte zu gebrauchen. Aber diese Zweifel kamen meist dann auf, wenn ich das hundertste Cover nicht so hinbekommen habe, wie ich es wollte. Arg!


Was erscheint dir nützlich, um das Problem zu beheben?

„Fachleute“ engagieren! Es gibt bezahlbare Korrektorate/Lektorate. Pensionierte Lehrer, die gerne Korrektur lesen. Der Freund eines Freundes kann eventuell gut zeichnen/fotografieren und ist ein Hirsch im Layouten. Solche Hilfen sollte meiner Meinung nach jeder in Anspruch nehmen, dem sie geboten werden.


Wieso tust du dir die Härten des Selbstverlegers freiwillig an? (Leserfrage)

Für „alte“ Manuskripte (Rechte liegen wieder beim Autor), finde ich das Self-Publishing ideal. Oft sind solche Titel zur Zeit erschienen, als es noch keine E-Books gab. Eine Wiederveröffentlichung durch einen Verlag kann man meist ausschließen. Aber Autoren lieben eben ihre Babys, auch wenn sie schon älter sind. Ein E-Book ist quasi eine Wiedergeburt.

Des Weiteren gibt es, wie ich oben schon sagte, kaum Verlage, die Lyrik veröffentlichen. Und ich habe so viele Gedichte geschrieben, die wollte ich nicht verstauben lassen.

Ein weiterer Aspekt ist die Möglichkeit, Nischenprodukte anzubieten, die im normalen Verlagswesen keine Chance haben, weil die Zielgruppe für Verlage zu unattraktiv ist. Tja, das liebe Geld! Für solche Produkte ist das Self-Publishing ideal.


Wer sind deine ersten Testleser? Und warum dürfen gerade diese Leser deine Worte zuerst genießen?

So bleibt ein Sehnen nur nach deinem
Lächeln, das durch die Zeiten geht.
Und meine Träume gelten einem,
der meine Niederschrift versteht
auch wenn er mich vergisst.

 Das ist eine schwierige Frage! In der Hinsicht bin ich vermutlich etwas eigen, oder eigen geworden. Ich scheue mich oft, jemandem etwas zu zeigen, das noch nicht fertig ist. Aber meine Schwestern und meine Mutter kommen schon mal in den Genuss … auch Simone Keil musste schon daran glauben, die Arme!

Da ich quasi ein Zwitter bin (Verlagsveröffentlichungen und Self-Publishing), gehen Exposés natürlich zuerst an meine Agentur.


Hat dich schon einmal ein Treffen mit einem Fan zu einer Idee inspiriert? (Leserfrage)

Ich bin mir nicht sicher, ob ich Fans habe, dafür bin ich wohl nicht bekannt genug. 😉 Aber es gibt natürlich immer wieder Leute, die sich für mein Schreiben interessieren und mit denen ich über meine Themen diskutiere. Da blitzt dann schon mal ab und zu eine Idee auf. Aber meist überfällt mich die Inspiration plötzlich und unerwartet.


Kommt es vor, dass Figuren etwas anderes tun oder sagen, als du geplant hast? (Leserfrage)

Das Tolle am Schreibe ist, dass ich meinen Figuren befehlen kann: spring!
Interessant wird es aber erst dann, wenn sie mich fragen: warum?

Ja, leider, das kommt oft vor. Leider daher, weil sich dann mein so schön gezimmertes Konzept verabschiedet und ich neu plotten muss. Aber was wäre das Schreiben ohne Überraschungen? Ich sehe eine Geschichte als Weg, von dem ich Ausgang- und Endpunkt kenne, die Schlenker, die dazwischen liegen und entstehen, sind aber das Beste am Schreiben.

Figuren in Geschichten sind wie wirkliche Menschen. Plötzlich tun sie etwas, was dich komplett überrascht. Dann heißt es kreativ sein. Tolle Sache!


Wie hat sich dein Alltag durch das Schreiben verändert?

Freie Zeit ist Luxus geworden und Langeweile wurde aus meinem Sprachschatz gestrichen. Wenn eine heiße Phase eintritt, gibt’s kaum eine Minute, die nicht verplant ist. Da müssen Familie und Freunde oft zurückstecken.


Was machst du, wenn du nicht schreibst?

 Es bleibt ein Brennen und ein stilles Sehnen;
so wie man oft an winddurchtränkten Tagen
durchs Moor streift – frei von Menschenklagen -,
als sei das Leben uns nur ein Entlehnen,
aus einem Wunsch, den junge Engel tragen.

Und in der Stille, die durch unsre Adern treibt,
entsteigt zum Ende hin dies leise Flehen,
das über das Erkennen, über alles Sehen
zum Himmel zieht und sich dort einverleibt;
denn unser Los bleibt stetes Weitergehen.

Brötchen verdienen, reisen, lesen


Wie bist du zum Schreiben gekommen? Durch wen oder was?

Jetzt kommt das mit dem Zigeuner. ^^ In der Tat habe ich schon in der Schule gerne geschrieben. In der Unterstufe hatte ich viel zu viel Fantasie. Das ging so weit, dass ich meiner Lehrerin erzählte, meine Eltern hätten mich von vorbeiziehenden Zigeunern gekauft. Später dann, als der Lehrer jeweils die Aufsatzhefte hervorgeholt hat, und alle stöhnten, habe ich gejubelt. So ein Streber war ich, schrecklich! So richtig ging es dann aber erst im Jahr 2002 los, als ich mit meinen Gedichten in die Öffentlichkeit, sprich Foren, ging. Ich erinnere mich mit Schrecken an meine erste Kritik, aber auch an das erste Lob. Es ist schon unvergleichlich, wenn dir jemand – außerhalb der Familie – sagt, dass du ihn mit deinen Worten berührt hast.


Was liebst du am Schreiben? Was magst du nicht so sehr?

Personen zu erschaffen, die genau die Geschichte erleben, die ich mir ausgedacht habe, ist ein tolles Gefühl.

Wovor ich mich gerne drücke ist das Überarbeiten. Ich würde lieber immer wieder etwas Neues anfangen, als das Alte zu korrigieren. Aber eben, zwei Viertel vom Kreis gehört dem Überarbeiten.


Wie geht deine bessere Hälfte/Familie mit deinem „Schreibwahn“ um?

Hin und wieder klopfen sie an Türen,
Menschenblicke, die schon längst dahin.
Hin und wieder lassen sie mich spüren,
dass ich schon so alt geworden bin.

Kleiner Scherz – so alt bin ich nun auch noch nicht! 😉

Nun, das ist unterschiedlich. Diejenigen, die weiter weg wohnen, wollen immer etwas Neues lesen, und ärgern sich, wenn es so lange geht. Und die, die näher dran sind, nerven sich, wenn ich nur vor dem Computer sitze. Ich denke, für jemanden, der nicht selbst schreibt, muss es schwer sein, den Rausch zu verstehen, der einen erfasst, wenn es so richtig läuft.


Was liest du gern? Welches Genre? Gibt es einen speziellen Autor? (Leserfrage)

Ich bin eine Klappentext-Käuferin. Wenn mich etwas anspricht, wird es gekauft. Leider stapeln sich deswegen die Bücher, die ich bloß angefangen habe zu lesen, weil der Klappentext mehr verspricht, als das Buch hält.

Ein Lieblingsgenre habe ich nicht. Horror ist jedoch nicht so meins. Lieblingsautoren habe ich aber natürlich. Von denen kaufe ich alles unbesehen: Jane Austen, Gabriel García Márquez, Isabelle Allende, Carlos Ruiz Zafón, T.C. Boyle, Alice Munro, Diana Gabaldon, Stephen King, Tanja Kinkel … es gäbe noch so viele


Wenn du als Autor ein Buch liest, machst du es hundertprozentig als Privatperson oder liest der Autor in dir? (Leserfrage)

Sagen wir es mal so: Wenn es mich packt, dann lese ich es als Leserin und bemerke „Fehler“ kaum oder sehe einfach darüber hinweg. Wenn ich es aber nur so lala finde, fange ich an zu mäkeln. Wiederholung, Adjektivitis, falsche Perspektive, Stilbruch, unlogisch etc. etc. … da kann ich dann wirklich böse sein.


Welches Buch hättest du gerne selber geschrieben?

„Stolz und Vorurteil“ von Jane Austen. Das einzige Buch, das ich sicher schon zehn Mal gelesen habe. Verrückt, nicht?  Es gibt sicher bessere und natürlich erfolgreichere Bücher, aber ich mag die Sprache und die Charaktere von damals.


Welche Kritik hat dich am meisten gefreut oder geärgert?

gefreut: „Dein Buch war so spannend, dass ich zwei Stationen zu weit gefahren bin.“

geärgert: „Bergdoktor meets Fantasy.“ … obwohl, dass ist eigentlich ganz witzig.

Was wird dein nächstes Projekt?

Am Rande der Nacht hör ich manchmal ein Klagen;
das Pendel der Uhr scheint sich wahllos zu drehn.
Ein irres Gelächter zerstiebt zwischen Fragen
und irgendwo bleibt eine Lüge bestehn.

Ein dunkles Familiengeheimnis … bohoo


Wo findet man dich im Internet?

Meine Website: www.margotsbaumann.com

Facebook: https://www.facebook.com/margot.s.baumann.autorin

Twitter: https://twitter.com/margotsbaumann

Dann bin ich Mitglied bei Montségur: https://autorenforum.montsegur.de/cgi-bin/yabb/YaBB.pl

Und ab und zu bei den 42ern: https://forum.42erautoren.de/wbb3/index.php?page=Portal

und natürlich bei Qindie 😉 (Anmerkung der Redaktion)

 

* Gedichtefragmente aus: „Heut war mir so …“ https://www.amazon.de/Heut-war-mir-ebook/dp/B006QCUR90/ref=sr_1_5?s=books&ie=UTF8&qid=1374003352&sr=1-5